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Niedersächsischer Integrationspreis 2021

Integration in Zeiten von Corona



Ministerpräsident Stephan Weil hat gemeinsam mit der Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, und den Bündnissen „Niedersachsen packt an“ und „Niedersachsen hält zusammen“ die Preisträgerinnen und Preisträger des Niedersächsischen Integrationspreises 2021 bekanntgegeben.

Der Preis ist mit insgesamt 24.000 Euro (4 x 6.000 Euro) dotiert. Das Bündnis „Niedersachsen packt an“ und das Bündnis „Niedersachsen hält zusammen“ zeichnen zusätzlich jeweils einen Bewerber mit einem Sonderpreis aus und unterstützen dessen Engagement mit einem Preisgeld in Höhe von jeweils 6.000 Euro.

Der Integrationspreis wird bereits zum zwölften Mal vergeben. Das diesjährige Motto lautet „Integration in Zeiten von Corona“. Auch in diesem Jahr war die Zahl der Bewerbungen wieder hoch. Aus rund 200 Bewerbungen und Vorschlägen hat die Jury unter dem Vorsitz von Doris Schröder-Köpf die folgenden Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt:

  • AWO Freizeit- und Begegnungsstätte „Frisbee“, Oldenburg
  • Grundschule Bad Münder, Hameln-Pyrmont
  • KRASS e.V. vor Ort, Lüneburg
  • Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche, Lüneburg
  • Migrationsbeirat der Stadt Osnabrück, Osnabrück
Beim Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen packt an“ hat sich die Jury für die BBS Wechloy der Stadt Oldenburg entschieden. Der Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen hält zusammen“ wird an den SPATS e.V. aus Hannover vergeben.


Mit dem Wettbewerb möchte das Land Niedersachsen nachhaltige Projekte und engagierte Menschen auszeichnen, die sich in besonderer Weise dafür einsetzen, dass Integration auch während der Corona-Pandemie gelebt und dadurch ein entscheidender Beitrag zur interkulturellen Teilhabe am Gemeinwesen geleistet wird. Gute Ansätze und vorbildliche Aktivitäten sowie neue, innovative und nachhaltige Ideen zur Integration von Zugewanderten in Zeiten von Corona sollen somit bekannt gemacht werden und zur Nachahmung anregen. Integration hat gerade in diesen Zeiten einen besonders hohen Stellenwert. Gesellschaftliche Teilhabe ist relevanter als je zuvor, ganz unabhängig von Herkunft, Kultur, Alter, Geschlecht, Religion, wirtschaftlicher oder finanzieller Situation. Daher ist es für die Niedersächsische Landesregierung ein wichtiges politisches Anliegen, die vielfältigen Potentiale verschiedener Institutionen, Verbände, Vereine, Initiativen, Kindergärten, Schulen etc. zu aktivieren und besonders innovative und nachhaltige Ideen mit dem Niedersächsischen Integrationspreis auszuzeichnen.


Neben Doris Schröder-Köpf gehören in diesem Jahr zur Jury:

  • Nariman Hammouti, Vorsitzende des Vereins „Deutscher Soldat e.V.“
  • Sabina Kaluza, Künstlerin und Präsidentin des „KreativRegion e.V.“
  • Prof. Dr. Melanie M. Brinkmann, Virologin und Professorin an der Technischen Universität Braunschweig
  • Eliah Sakakushev-von Bismarck, Direktor der Villa Seligmann
  • Witali Bastian, Bürgermeister der Gemeinde Molbergen
  • Frank Seidel, Bürgermeister der Gemeinde Weyhe.


Die Preisträgerinnen und Preisträger sind:

AWO Freizeit- und Begegnungsstätte „Frisbee“, Oldenburg

Die AWO Freizeit- und Begegnungsstätte „Frisbee" steht Kindern und Jugendlichen seit Jahren mit einem Angebot im Bereich Freizeit, Bildung und Betreuung zur Seite. „Frisbee“ versteht sich in erster Linie als sozialpädagogische Einrichtung mit qualifizierter pädagogischer Präsenz und Betreuung der jungen Leute. Im Projekt „Frisbee“ gibt es ein Tonstudio zur Nutzung für junge Menschen, die im südlichen Stadtteil leben. In der Corona-Pandemie startete das Projekt mit dem Motto „Auf die Bühne-Fertig-Los!“. Dabei wird Interessierten die Möglichkeit gegeben, ihre Talente auf einer Bühne zu präsentieren und nach entsprechender Bearbeitung im Tonstudio in den sozialen Netzwerken hochzuladen. Präsentiert werden kann nicht nur Musik, sondern beispielsweise auch Poetry Slam, Zauberei, Tanz oder Comedy. Die Verantwortlichkeit und Anleitung des Tonstudios teilen sich vier junge Erwachsene mit Zuwanderungsgeschichte, die Stammbesucher der Einrichtung sind, und die sich in ihrer Freizeit gerne im Musikbereich engagieren. Die Künstlerinnen und Künstler bekommen positives Feedback zu ihren Produktionen und können so auch neue Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen – Integration findet in Peergroups statt.


Grundschule Bad Münder, Hameln-Pyrmont

Seit März 2020 senden die Kinder der Grundschule Bad Münder – anfangs täglich, später dann wöchentlich – den „Miteinander-Podcast“. Ziel des Podcast ist es, die Schulgemeinschaft fortbestehen zu lassen, Kinder und Erwachsene zu informieren und zu unterhalten sowie dem Miteinander eine menschliche Stimme zu geben. Bestandteil des Sendungsformats sind verschiedene Rubriken. Seit Beginn des laufenden Schuljahres lautet das Format „Wir sind Kinder einer Welt“. In jeder Produktion stellen die Kinder der Redaktion ein Land mit Geräuschen, Musik und kurzen Beschreibungen vor, bevor sie dann einen Erwachsenen interviewen, der speziell die Situation der Kinder in diesem Land beschreibt zu dem Thema, wie Schule und Leben in Zeiten von Corona bewältigt werden. Ebenso haben sich im Podcast bereits Bundespräsident Steinmeier, Landtagspräsidentin Andretta und Ministerpräsident Weil mit einer Mut-Mach-Botschaft gemeldet. Pro Podcast-Folge sind es ca. 700 Hörerinnen und Hörer; die Beiträge sind zusätzlich auch auf dem Regionalsender radio aktiv in der Sendung Lollipop zu hören.


KRASS e.V. vor Ort Lüneburg

Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche, Lüneburg KRASS e.V. ist ein Verein kultureller Bildung für Kinder und Jugendliche. Das Team KRASS e.V. vor Ort in Lüneburg besteht aus Kunsttherapeuten, Kunst- Theater- und Tanz-Pädagogen sowie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern – einige von ihnen selbst mit Zuwanderungsgeschichte. Ab März 2020 waren aufgrund der Corona-Pandemie Gruppenangebote nicht mehr möglich, weshalb ein alternatives Konzept erstellt worden ist. Ziel ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht alleine zu lassen und ihnen eine andere Möglichkeit für kreatives Miteinander zu bieten. Es wurden wöchentlich Videos mit künstlerischer Anleitung per Handy erstellt (z.B. das Malen von Krafttieren, Mittanzen in der Hip-Hop-Gruppe), um die Kinder zum Mitmachen zu motivieren. Außerdem wurden Materialpakete an die Kinder ausgeteilt, bis an vier Standorten wieder wöchentlich Kurse mit kleinen Gruppen angeboten werden konnten. Darüber hinaus wurde während des zweiten Lockdowns ein You-Tube-Kanal als Plattform des Austausches, der Anregung und der virtuellen Begegnung gestaltet sowie als Möglichkeit, Integration in einer neuen Form zu erleben. Durch Sachspenden konnten einzelnen Kindern Leihendgeräte zur Kommunikation zur Verfügung gestellt werden. Mit den zahlreichen Angeboten werden regelmäßig ca. 100 Kinder und Jugendliche erreicht.


Migrationsbeirat der Stadt Osnabrück, Osnabrück

Auf Impuls und Grundlage des Migrationsbeirates wurde im Stadtrat Osnabrück ein kommunalpolitisch orientiertes Mentoringprojekt für interessierte Migrantinnen und Migranten beschlossen. Die Verwaltung entwickelte in Kooperation mit dem Migrationsbeirat und mit Unterstützung der im Rat vertretenen Fraktionen ein Konzept mit dem Titel „DEMOKRATIE. MACHT. INTEGRATION“, welches mit dem Ziel startete, Interessierte für eine Kandidatur bei der Kommunalwahl im September 2021 oder für eine Mitarbeit im Migrationsbeirat zu gewinnen. Es fanden sich 60 Bewerberinnen und Bewerber sowie 19 Mentorinnen und Mentoren, die an dem Mentoringprojekt teilnehmen wollten. Aufgrund der Corona-Pandemie erfolgte das Mentoring-Programm nicht wie geplant in Präsenzveranstaltungen, sondern die Mentees lernten das kommunalpolitische Alltagsgeschäft in Einzelgesprächen, Online-Fraktionsveranstaltungen sowie Ausschuss- und Ratssitzungen kennen. Die Verwaltung und der Migrationsbeirat begleiteten die Akteurinnen und Akteure mit Informationen und Hinweisen zu den Veranstaltungen. Neben Inhouse-Workshops für die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen wurden auch in digitaler Form zahlreiche Fortbildungsangebote von Bildungsträgern zu Demokratiekompetenz und politischer Partizipation angeboten.


BBS Wechloy der Stadt Oldenburg, Oldenburg (Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen packt an“)

Integration findet in der BBS Wechloy in der dualen Ausbildung und in den Berufseinstiegsklassen statt und ist fester Bestandteil des Schulprogramms zur Förderung der sozialen und interkulturellen Kompetenzen. Bei dem Modellprojekt „Ausbildung 1+2 – Starten mit Erfolg“, einer Kooperation der BBS Wechloy, der IHK Oldenburg und des pro:connect e.V., wird für die Zielgruppe junger Geflüchteter den 2-jährigen Ausbildungsberufen Verkäufer/in und Fachlagerist/in ein „Jahr 0“ vorgeschaltet, um intensive Sprachförderung, Sprachentwicklung, Rechenunterricht, Kulturelle Bildung sowie Vermittlung von Fachvokabular zu ermöglichen. Die Auszubildenden befinden sich dabei von Beginn an in einem Ausbildungsverhältnis und erhalten eine Ausbildungsvergütung. Sie besuchen im Jahr „0“ an drei Tagen die BBS Wechloy und werden an zwei Tagen in den Betrieben ausgebildet. Ergänzend dazu werden die Auszubildenden durch den Verein pro:connect bei Problemen im Alltag unterstützt und beraten. Ziel des Projektes sind die Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen, die Vermeidung von Brüchen in der Berufs- und Lebensplanung sowie die berufliche Integration durch Sprache. Die Stärkung des Miteinanders in den Klassen durch gemeinsamen Unterricht in der dualen Ausbildung wird durch das Projekt initiiert. Im bisherigen Projektzeitraum konnten ca.120 Geflüchtete an das duale Ausbildungssystem herangeführt und 38 Ausbildungsverträge erfolgreich abgeschlossen werden. In Corona-Zeiten erfolgt die Beschulung mittels digitalem Lernmanagementsystem Moodle. Austausch, Beratung und Unterstützung erfolgen durch Videokonferenzen im Verbund und individuell mittels BigBlueButton (Videotool). Die technische Ausstattung wurde bei Bedarf durch die BBS Wechloy oder den Betrieb zur Verfügung gestellt.


SPATS e.V., Hannover (Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen hält zusammen“)

Unter dem Dach des SPATS e.V. (Solidarisch-Präventiv-Attraktiv-Tatkräftig-Sozial) haben sich fünf Einrichtungen zusammengeschlossen: das NaDu Kinderhaus, der Stadtteilbauernhof, der Nachbarschaftsdienstladen, das Projekt Wohnzufriedenheit und das Senior:innen-Aktiv-Zentrum. Das Besondere ist, dass der SPATS e.V. das Zusammenleben im Stadtteil lebendig gestaltet, Menschen aller Altersgruppen anspricht, einbindet und zusammenführt. In der Corona-Pandemie entschieden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SPATS e.V. dafür, präsent zu bleiben. Sie blieben vor Ort, waren und sind oft die einzigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und entwickelten sowohl niedrigschwellige als auch zielgruppenspezifische Angebote. Beispielhaft ist der „Mittagstisch@home“ des NaDu Kinderhauses zu nennen, wo Familien wöchentlich kostenlos ein vollwertiges Mittagessen erhielten oder das „Rollende Regal“, bei dem ein Regal mit Büchern, Spielen und Beschäftigungsanregungen sowie verpacktes Obst und Gemüse für Kinder bereitgestellt wurde. Der Stadtteilbauernhof organisierte unter anderem tägliche Spaziergänge mit zwei Kindern und gegebenenfalls Tieren (Esel, Ponys) oder Spiele für den gesamten Stadtteil am Zaun des Außengeländes. Für den Nachbarschaftsdienstladen nähten Migrantinnen ehrenamtlich Mund-Nasen-Masken und das Projekt Wohnzufriedenheit führte zum Beispiel auf Rundgängen Kurzberatungen zu Mietangelegenheiten durch. Eine Briefaktion in mehreren Sprachen an 80 Seniorinnen und Senioren wurde vom Senior:innenAktivZentrum durchgeführt.

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