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„Wir wollen einen Weg aus der Verzweiflung aufzeigen“

Traumahilfe für Flüchtlinge: Initiative aus Hannover und Hildesheim startet internationales Hilfsprojekt – „Leylaprojekt“



Sie sind mit ihren Familien vor Krieg und Terror geflohen und haben Schreckliches erlebt: Mehr als eine Million Kinder leben nach UNHCR-Angaben seit Jahren in Flüchtlingslagern und anderen Provisorien in Jordanien und Libanon. Mehr als die Hälfte der Bewohner dieser Camps ist minderjährig, viele von ihnen sind durch Kriegserlebnisse schwer traumatisiert. Ihre dramatische Lage erhält nicht zuletzt durch die weltweite Pandemie seit Monaten kaum noch Aufmerksamkeit. Eine neue Initiative aus der Region Hannover hat es sich zur Aufgabe gemacht, ganz konkret etwas für diese Kinder zu tun: das Leylaprojekt, ein Zusammenschluss von Forschern, Therapeuten und engagierten Privatpersonen unter anderem aus Hannover und Hildesheim. Das Besondere: Das Leylaprojekt will den traumatisierten Kinder helfen, indem Fachleute vor Ort deren Mütter unterstützen. Diese Vorgehensweise ist den Initiatoren zufolge bereits erfolgreich erprobt und wissenschaftlich belegt.


Insgesamt 16 ehrenamtliche Frauen sollen innerhalb eines Jahres im Libanon und in Jordanien zu Traumabegleiterinnen ausgebildet werden. Die fachlich fundierten Schulungen und Praxisphasen werden organisiert und durchgeführt von der christlich geprägten Hilfsorganisation Ithraa, dem lokalen Partner des Leylaprojekts. Dr. Ann-Katrin Bockmann, Psychologin an der Uni Hildesheim, hatte 2020 ein Flüchtlingslager in Jordanien besucht und war erschüttert vom Ausmaß des Elends: „Die Kinder und Eltern in diesen Camps haben zum Teil hochgradig traumatisierende Dinge erleiden müssen, darunter Folter, Bombenangriffe, Vergewaltigungen und Massaker. Die Enge, Trostlosigkeit und das Fehlen von Perspektiven führt zu Gewalt, Angst, Wut und Hoffnungslosigkeit innerhalb der Familien.“ Als Bockmann auf einem Fachkongress von den Forschungsergebnissen einer syrischen Psychologin hörte, wurde sie aufmerksam. Diese hatte herausgefunden, dass von einer Traumabegleitung der Mütter direkt auch deren Kinder profitieren – der Schlüssel zur Heilung ganzer Familien. Die Forscherin aus Hildesheim leitet als approbierte Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin zusammen mit Prof. Dr. Claudia Mähler die dortige Hochschulambulanz für Kinder und Jugendliche (KiM – Kind im Mittelpunkt). Zurück in Deutschland begann sie, ihr Netzwerk zu aktivieren: „Die Begegnungen in den Lagern haben mich so sehr bewegt, dass ich unbedingt die Frauen als Mütter stärken und so den Kindern eine bessere Zukunft ermöglichen möchte.“


Sowohl Bockmann als auch der international arbeitende Psychologe Prof. Dr. Tom Holmes sind in der Arbeit mit traumatisierten Geflüchteten erprobt. Gemeinsam mit dem Theologen und Therapeuten Michael Borkowski aus Laatzen schmiedeten sie den Plan, die Stärkung von Müttern vor Ort in die Tat umzusetzen. Ein Team von Ehrenamtlichen aus Hannover unterstützt sie dabei. „Unser Leylaprojekt weist einen Weg aus der Verzweiflung“, sagt Mitinitiator Michael Borkowski. „Wir stärken Mütter in ihrem Heilungsprozess, damit sie ihren traumatisierten Kindern helfen können. Wenn die Mütter ihnen die Erfahrung von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln können, werden sie selbst zu einem sicheren Ort für ihre Kinder.“ Ziel des Projekts ist es, Spenden zu sammeln und so die Finanzierung der intensiven Ausbildung von Traumabegleiterinnen zu sichern. Organisatorisch getragen wird das Projekt von den Flüchtlingswohnheimen der Gemeinde am Döhrener Turm in Hannover. Dort haben engagierte Menschen seit Jahren wertvolle Erfahrungen im Umgang mit Geflüchteten und ihren oft dramatischen Lebensgeschichten gesammelt. Irene Wegener, Leiterin der Flüchtlingswohnheime, sieht im Leylaprojekt noch einen weiteren Nutzen: „Langfristig muss es darum gehen, Fluchtursachen im Herkunftsland der Menschen zu bekämpfen. Unser Leylaprojekt setzt in dieser Richtung einen wichtigen Impuls.“


Offiziell gestartet ist das Projekt am 12. Juli 2021 mit einer Online-Auftaktveranstaltung. Eine Videokonferenz konnte den internationalen Ansatz unterstützen – mit Erfolg: 40 Menschen aus vier Ländern hatten sich zugeschaltet. Eine Website ist online gegangen, Social-Media-Aktivitäten sind in Planung. Die ersten Werbemaßnahmen hatten bereits enormen Erfolg: Mehr als 2.000 Euro Spenden sind bislang eingegangen.


Leitung der Steuergruppe Leyla-Projekt:

Dr. Ann-Katrin Bockmann, Universität Hildesheim Michael Borkowski, Beratungspraxis AUFWIND Laatzen —

Kontakt: Michael Borkowski, hallo@leylaprojekt.de, Tel: 0171 2123319

Weitere Informationen finden Sie unter www.leylaprojekt.de.


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