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Naser ist ein MITmacher

Wie ein Geflüchteter durchs Ehrenamt in Winsen ankommen will und wie das Projekt MITmacher dabei hilft


  Bildrechte: Landkreis Harburg


Naser Al-Ali war 17 Jahre alt, als er seine Heimat Syrien verlassen musste. Heute ist er 25 und vor einem Jahr nach mehrjähriger Flucht in Deutschland angekommen. In Winsen sucht Naser nach einem Gefühl der Zugehörigkeit. Er möchte eine Ausbildung in der Pflege machen, Freunde finden und Teil der Gesellschaft sein. Seinen ersten Schritt dorthin sieht er in einem Ehrenamt.

„Ich fühle mich gut in Deutschland, ich fühle mich in Sicherheit”, erzählt Naser. Wenn er sich sein Wunschleben ausmalt, dann ist seine Familie nicht in Syrien, sondern hier bei ihm. Dann hat er eine Pflege-Ausbildung abgeschlossen und einen Job. Er trifft Freunde – auch deutsche Freunde – und hilft anderen Menschen. „Und ich bin nicht allein.”

Noch sieht sein Leben anders aus. Morgens um acht Uhr beginnt sein Deutschkurs. Um 13:30 Uhr ist er zurück in der Winsener Flüchtlingsunterkunft, in der er lebt, kocht erstmal und lernt anschließend weiter Deutsch. Und dann, dann habe er nichts mehr zu tun. Er gehe viel spazieren, im Park. “Es tut nicht gut, die ganze Zeit zuhause zu sein.”

Naser möchte aber rauskommen, aktiv sein und die Menschen kennenlernen. Die Corona-Pandemie und dass Winsen eine relativ kleine Stadt ist, erschweren dies aus seiner Sicht. Deshalb möchte er sich in ein Ehrenamt einbringen. „Ich möchte an der Gesellschaft teilnehmen, die Kultur kennenlernen und meine Fähigkeiten einbringen. Ein Ehrenamt bedeutet für mich, in die deutsche Gesellschaft hineinzukommen“, sagt der 25-Jährige.

Dass das funktioniert, hat er bereits in der Türkei erlebt, wo er während seiner Flucht fünf Jahre lebte und Essen an Bedürftige ausgeteilt hat. Das habe ihm dabei geholfen, Kontakte zu knüpfen, Türkisch zu lernen und einen Job als Mechaniker zu finden. Nachdem er kürzlich in seinem Integrationskurs von MITmacher und der Möglichkeit, sich in Winsen zu engagieren, erfuhr, meldete er sich sofort bei dem gemeinnützigen Unternehmen an und wurde zu einem Beratungsgespräch mit einer MITmacher-Vermittlerin eingeladen, um zu besprechen, welches Ehrenamt das richtige für ihn ist.

Was das angehe, sei er sehr offen, sagt Naser: „Mein Ziel ist, Menschen zu helfen und mich zu integrieren.“ Doch am meisten, so Naser, würde er in einem Ehrenamt mit alten Menschen oder mit Kindern und Jugendlichen aufgehen. Naser hat diverse Hobbies und Talente, die er in einem Ehrenamt einbringen könnte. Er liebt Sport: In Syrien habe er täglich Fußball gespielt, in der Türkei habe er Kickboxen für sich entdeckt und Medaillen errungen. Naser interessiert außerdem sehr für das Thema Gesundheit. Gesunde Ernährung sei ihm ein großes Anliegen. Und gleichzeitig sei Kochen eine wahre Leidenschaft. Diese würde er besonders gerne in einem Ehrenamt einbringen.

Mit zwei potenziellen Einsatzstellen ist seine Vermittlerin daher derzeit schon im Gespräch: Mit einem Seniorenzentrum, in dem er gemeinsam mit alten Menschen kochen könnte und mit einem Spielhaus, in dem er sich für Kinder und Jugendliche engagieren könnte. Derzeit steht ihm die Corona-Pandemie noch im Weg: Zuletzt befand sich Naser in Quarantäne, demnächst erhält er seine Boosterimpfung – und dann kann es hoffentlich bald losgehen!

Das Projekt MITmacher

MITmacher eröffnet Menschen mit Flucht- oder Migrationshintergrund über die Vermittlung in ein ehrenamtliches Engagement die Möglichkeit zu mehr gesellschaftlicher Teilhabe. Starten wird das Pilotprojekt im März 2022 in Winsen und ab Juni 2022 in Buchholz. Es richtet sich an Geflüchtete, die dabei sind, Deutschkenntnisse auf dem Niveau B1 zu erwerben, und sich eine ehrenamtliche Tätigkeit vorstellen können. Die Erfahrungen, die MITmacher in Hamburg gesammelt hat, zeigen, dass es oftmals nur eine kleine Starthilfe und ein wenig Unterstützung braucht.

Deshalb sucht die Kreisverwaltung nun zunächst Personen, die es sich vorstellen können, Geflüchtete ehrenamtlich in ein passendes Ehrenamt zu begleiten. Neben Menschen, die sich bereits seit 2015 für eine Willkommenskultur für Geflüchtete stark gemacht haben, kann sich selbstverständlich jede und jeder im Rahmen von MITmacher im Landkreis Harburg engagieren.

Initiativen und Vereine, die eine Stelle für ein Ehrenamt anbieten möchten, stehen Andreas Holz aus der Abteilung Migration des Landkreises Harburg (Mail: a.holz@lkharburg.de, Tel.: 04171/693 9785 sowie die Geschäftsführerinnen der MITmacher gUG Anne Busch (Mail: anne@mitmacher.org, Tel.: 01 76 / 43 82 96 10) und Dr. Regina Fröhlich (Mail: regina@mitmacher.org, Tel.: 01 78 / 4 44 66 56) gerne zur Verfügung. Mehr Informationen zum Projekt MITmacher gibt es unter www.mitmacher.org.

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