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3 Fragen an...

...MC Fitti


  Bildrechte: Nds. Staatskanzlei

Warum ist Integration wichtig?

Ich bin damals aus Gifhorn vom Land in die große Stadt nach Berlin gezogen. Das war für mich persönlich ein großer Schritt. Ich wollte meinen Weg gehen, um meinen Interessen mehr Möglichkeiten zu geben. In Gifhorn war das eher begrenzt. In Berlin war es dann aber auch nicht immer leicht, zurecht zu kommen und Anschluss und Arbeit zu finden. Daraus resultieren Ängste und Unsicherheit. Ich bin also allein aus der Heimat in die neue Stadt. Für mich schon total schwer. Wie muss es erst sein, wenn man aus einer Kriegssituation flüchten muss? Unvorstellbar.


Ich hatte die Wahl und bin freiwillig gegangen. Aufbruch ist immer etwas Ungewisses, ich habe das nur im ganz Kleinen erfahren. Ich bin mir sicher, dass die Menschen, die jetzt Schutz bei uns suchen, auch lieber in ihrer Heimat bleiben würden.


Wenn man da, wo man wohnt und herkommt, einfach nur in Sicherheit sein will, mit Familie, Freunden und Bekannten, es aber durch äußere Umstände nicht mehr sein kann oder darf, wenn es ums blanke Überleben geht, du keine Wahl hast, ist das eine Angst, die von uns bestimmt die Wenigsten kennen. Ich finde diese Angst und Unsicherheit sollte bei den Menschen, wenn sie hier ankommen, nicht schlimmer gemacht werden, ganz im Gegenteil. Jeder hat es verdient, Teil dieses Landes zu sein und ein friedliches Leben zu führen.


Zum Glück gibt es ja schon einige Hilfsorganisationen, die so etwas tatkräftig und teilweise mit ihrem Leben unterstützen. Wir haben so viele gute „Spezialisten“ in unserem Land, die das Thema professionell begleiten, aber wenn jeder für sich nur einen ganz kleinen Teil dazu beiträgt, wird das Leben ganz schnell für alle schöner und bunter. Ich finde, dass es jeder verdient, dorthin zu gehen, wo er möchte und gut behandelt wird.


Wie gelingt Integration?

Ich finde man muss gar keine Riesen-Bäume ausreißen oder irgendwelche Großprojekte starten. Es würde meiner Meinung nach schon genügen, wenn man sich einfach ein bisschen öffnet und neue Situationen so akzeptiert, wie sie sind. Einfach ein wenig umsichtiger sein ... und auch mal an andere Menschen denken ... nicht immer nur in der eigenen Suppe rumrühren. Ich glaube, Empathie ist hier das Stichwort. Ganz oft muss man sich einfach fragen: Warum macht mein Gegenüber das jetzt, was würde ich an seiner Stelle tun? Verständnis füreinander ist unglaublich wichtig.


Das fängt schon mit einem höflichen Grüßen im Alltag an. Klar ist es einfacher, wenn man seinen eigenen Weg geht und Tag für Tag immer nur auf sich schaut. Aber wir leben in einer Zeit, in der man für viele neue Dinge offen sein muss. Ich persönlich habe auch die Erfahrung gemacht, dass Neues Spaß macht und dass aus Fremden Freunde werden.


Kennst Du eine Erfolgsgeschichte?

Mein eigener Opa ist eine kleine Erfolgsgeschichte. Klar, für mich persönlich sowieso. Opa ist der Beste, ganz klar. Aber auch er musste aus seiner Heimat fliehen, der Kulturunterschied war nicht so groß wie er heute manchmal scheint. Er kam aus Böhmen, genauer gesagt aus Budweis und musste nach dem Krieg aus seiner Heimat fliehen. Er hat sich ein neues Zuhause aufgebaut, Arbeit gefunden und eine Familie gegründet. Mich sieht heute niemand als Ausländer. Aber wichtig ist bei der Geschichte auch: Der Unterschied zwischen Böhmen und Deutschland, in einer Zeit, in der jeder seine Existenz neu aufbauen muss, ist kaum zu vergleichen mit den Menschen, die heute aus Kriegsgebieten fliehen müssen. Daher ist es umso wichtiger offen, freundlich und hilfsbereit zu sein. So wie wir es in dieser Situation auch von anderen Menschen erwarten würden.

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