Artikel-Informationen
erstellt am:
12.10.2021
Ministerpräsident Stephan Weil und die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, haben am 11. Oktober 2021 gemeinsam mit der Jury den Niedersächsischen Integrationspreis 2021 verleihen. Der Preis steht unter dem Motto „Integration in Zeiten von Corona“ und ist mit insgesamt 24.000 Euro (vier Mal je 6.000 Euro) dotiert; er wird in diesem Jahr zum zwölften Mal vergeben. Die Bündnisse „Niedersachsen packt an“ und „Niedersachsen hält zusammen“ zeichneten zudem jeweils eine Preisträgerin beziehungsweise einen Preisträger mit einem Sonderpreis aus und unterstützen deren Engagement mit einem Preisgeld in Höhe von ebenfalls je 6.000 Euro. Das Bündnis „Niedersachsen packt an“ vergab seinen Sonderpreis bereits zum sechsten Mal, während das im Jahr 2020 gegründete Bündnis „Niedersachsen hält zusammen“ erstmals einen Preis vergeben hat. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen eines Festaktes ab 19 Uhr im Alten Rathaus in Hannover mit rund 150 geladenen Gästen. Die Veranstaltung wurde von Jan Egge Sedelies moderiert.
Mit der Wahl des Mottos „Integration in Zeiten von Corona“ knüpften Ministerpräsident Weil und die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Schröder-Köpf, direkt an die bisherige Arbeit der beiden Bündnisse „Niedersachsen packt an“ und „Niedersachsen hält zusammen“ an.
Die Corona-Pandemie habe in vielen Bereichen Spuren hinterlassen, auch in der Integrationsarbeit, so Ministerpräsident Stephan Weil: „Wichtige Anlaufstellen und Treffpunkte wurden vorübergehend geschlossen – statt um Integration ging es plötzlich mehr um Isolation. Doch in der Krise haben wir auch starken Zusammenhalt und großes Engagement erlebt. Das zeigt sich beim diesjährigen Integrationspreis, für den rund 200 Bewerbungen eingegangen sind. Viele niedersächsische Vereine, Verbände, Initiativen, Stiftungen, Schulen und Kindergärten haben sich trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie besonders engagiert, vor allem auch für Kinder und Jugendliche, die besonders unter den Auswirkungen der Pandemie zu leiden hatten. Es wurden digitale Brücken gebaut, Aktionen und Angebote nach draußen verlagert – vom „Rollenden Regal“ mit Büchern, Spielen und Obst bis hin zu Podcast- und Videoproduktionen. In Zeiten von Abstand und Distanz wurden Mittel gefunden und Wege geschaffen für Gemeinschaft und Nähe. Allen Engagierten gilt mein herzlicher Dank, den Preisträgerinnen und Preisträgern zudem mein herzlicher Glückwunsch!“
Der Niedersächsischen Landesregierung ist es ein wichtiges politisches Anliegen, die vielfältigen Potentiale der von der Jury ausgewählten Vereine, Initiativen etc. mit dem Niedersächsischen Integrationspreis auszuzeichnen. Diese stehen gleichzeitig stellvertretend für viele Akteurinnen und Akteure mit ähnlichen Projekten.
Ein wesentliches Ziel des Niedersächsischen Integrationspreises ist es, gute Projekte und Ansätze öffentlich zu machen und gleichzeitig dazu zu ermuntern, derartigen Beispielen zu folgen und neue Ideen zu entwickeln. Aus diesem Grund gibt es eine eigene neu erstellte Website. Unter www.niedersächsischer-integrationspreis.de sind alle eingereichten Projekte der Jahre 2018 bis 2021 auf einer interaktiven Niedersachsenkarte dargestellt. Zudem bietet die Website weitere Informationen zum Integrationspreis, wie zum Beispiel Jurymitglieder, Pressemitteilungen, Ausschreibungsflyer sowie Videoclips zu den Projekten der Preisträgerinnen und Preisträger.
Niedersächsischer Integrationspreis 2021
Die Jury
Neben Doris Schröder-Köpf gehören in diesem Jahr zur Jury: Prof. Dr. Melanie M. Brinkmann, Virologin und Professorin an der Technischen Universität Braunschweig, Eliah Sakakushev-von Bismarck, Direktor der Villa Seligmann, Nariman Hammouti, Vorsitzende des Vereins „Deutscher Soldat e.V.“, Sabina Kaluza, Künstlerin und Präsidentin des „KreativRegion e.V.“, sowie die Bürgermeister Witali Bastian, Bürgermeister der Gemeinde Molbergen und Frank Seidel, Bürgermeister der Gemeinde Weyhe.
Die Preisträgerinnen und Preisträger
AWO Freizeit- und Begegnungsstätte „Frisbee“, Oldenburg
Die AWO Freizeit- und Begegnungsstätte „Frisbee" steht Kindern und Jugendlichen seit Jahren mit einem Angebot im Bereich Freizeit, Bildung und Betreuung zur Seite. „Frisbee“ versteht sich in erster Linie als sozialpädagogische Einrichtung mit qualifizierter pädagogischer Präsenz und Betreuung der jungen Leute. Im Projekt „Frisbee“ gibt es ein Tonstudio zur Nutzung für junge Menschen, die im Stadtteil leben. In der Corona-Pandemie startete das Projekt mit dem Motto „Auf die Bühne-Fertig-Los!“. Hier wird Interessierten die Möglichkeit gegeben, ihre Talente auf einer Bühne zu präsentieren und nach entsprechender Bearbeitung im Tonstudio in den sozialen Netzwerken hochzuladen. Präsentiert werden kann nicht nur Musik, sondern beispielsweise auch Poetry Slam, Zauberei, Tanz oder Comedy. Die Verantwortlichkeit und Anleitung des Tonstudios teilen sich vier junge Erwachsene mit Zuwanderungsgeschichte, die Stammbesucher der Einrichtung sind, und die sich in ihrer Freizeit gerne im Musikbereich engagieren. Die Künstlerinnen und Künstler bekommen positives Feedback zu ihren Produktionen und können so auch neue Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen – Integration findet in Peergroups statt.
Grundschule Bad Münder, Hameln-Pyrmont
Seit März 2020 senden die Kinder der Grundschule Bad Münder – anfangs täglich, später dann wöchentlich – den „Miteinander-Podcast“. Ziel des Podcasts ist es, die Schulgemeinschaft fortbestehen zu lassen, Kinder und Erwachsene zu informieren und zu unterhalten sowie dem Miteinander eine menschliche Stimme zu geben. Bestandteil des Sendungsformats sind verschiedene Rubriken. Seit Beginn des laufenden Schuljahres lautet das Format „Wir sind Kinder einer Welt“. In jeder Produktion stellen die Kinder der Redaktion ein Land mit Geräuschen, Musik und kurzen Beschreibungen vor, bevor sie dann einen Erwachsenen interviewen, der speziell die Situation der Kinder in diesem Land beschreibt, zu dem Thema, wie Schule und Leben in Zeiten von Corona bewältigt werden. Ebenso haben sich im Podcast bereits Bundespräsident Steinmeier, Landtagspräsidentin Andretta und Ministerpräsident Weil mit einer Mut-Mach-Botschaft gemeldet. Pro Podcast-Folge sind es ca. 700 Hörerinnen und Hörer; die Beiträge sind zusätzlich auch auf dem Regionalsender radio aktiv in der Sendung Lollipop zu hören.
KRASS e.V. vor Ort Lüneburg – Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche, Lüneburg
KRASS e.V. ist ein Verein kultureller Bildung für Kinder und Jugendliche. Das Team KRASS e.V. vor Ort in Lüneburg besteht aus Kunsttherapeuten, Kunst- Theater- und Tanz-Pädagogen sowie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern – einige von ihnen selbst mit Zuwanderungsgeschichte. Ab März 2020 waren aufgrund der Coronakrise Gruppenangebote nicht mehr möglich, weshalb ein alternatives Konzept erstellt worden ist. Ziel ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht alleine zu lassen und ihnen eine andere Möglichkeit für kreatives Miteinander zu bieten. Es wurden wöchentlich Videos mit künstlerischer Anleitung per Handy erstellt (zum Beispiel das Malen von Krafttieren oder das Mittanzen in der Hip-Hop-Gruppe), um die Kinder zum Mitmachen zu motivieren. Außerdem wurden Materialpakete an die Kinder ausgeteilt, bis an vier Standorten wieder wöchentlich Kurse mit kleinen Gruppen angeboten werden konnten. Darüber hinaus wurde während des zweiten Lockdowns ein You-Tube-Kanal als Plattform des Austausches, der Anregung und der virtuellen Begegnung gestaltet sowie als Chance, Integration in einer neuen Form zu erleben. Durch Sachspenden konnten einzelnen Kindern Leihendgeräte zur Kommunikation zur Verfügung gestellt werden. Mit den zahlreichen Angeboten werden regelmäßig ca. 100 Kinder und Jugendliche erreicht.
Migrationsbeirat der Stadt Osnabrück, Osnabrück
Auf Impuls und Grundlage des Migrationsbeirates wurde im Stadtrat Osnabrück ein kommunalpolitisch orientiertes Mentoringprojekt für interessierte Migrantinnen und Migranten beschlossen. Die Verwaltung entwickelte in Kooperation mit dem Migrationsbeirat und mit Unterstützung der im Rat vertretenen Fraktionen ein Konzept mit dem Titel „DEMOKRATIE. MACHT. INTEGRATION“, welches mit dem Ziel startete, Interessierte für eine Kandidatur bei der Kommunalwahl im September 2021 oder für eine Mitarbeit im Migrationsbeirat zu gewinnen. Es fanden sich 60 Bewerberinnen und Bewerber sowie 19 Mentorinnen und Mentoren, die an dem Mentoringprojekt teilnehmen wollten. Aufgrund der Corona-Pandemie erfolgte das Mentoring-Programm nicht wie geplant in Präsenzveranstaltungen, sondern die Mentees lernten das kommunalpolitische Alltagsgeschäft in Einzelgesprächen, Online-Fraktionsveranstaltungen sowie Ausschuss- und Ratssitzungen kennen. Die Verwaltung und der Migrationsbeirat begleiteten die Akteurinnen und Akteure mit Informationen und Hinweisen zu den Veranstaltungen. Neben Inhouse-Workshops für die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen wurden auch in digitaler Form zahlreiche Fortbildungsangebote von Bildungsträgern zu Demokratiekompetenz und politischer Partizipation angeboten.
Kooperation der BBS Wechloy, der IHK Oldenburg und des pro:connect e.V. der Stadt Oldenburg, Oldenburg
(Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen packt an“)
Integration findet in der BBS Wechloy in der dualen Ausbildung und in den Berufseinstiegsklassen statt und ist fester Bestandteil des Schulprogramms zur Förderung der sozialen und interkulturellen Kompetenzen. Bei dem Modellprojekt „Ausbildung 1+2 – starten mit Erfolg“, einer Kooperation der BBS Wechloy, der IHK Oldenburg und des pro:connect e.V., wird für die Zielgruppe junger Geflüchteter den 2-jährigen Ausbildungsberufen Verkäufer/in und Fachlagerist/in ein „Jahr 0“ vorgeschaltet, um intensive Sprachförderung, Sprachentwicklung, Rechenunterricht, Kulturelle Bildung sowie Vermittlung von Fachvokabular zu ermöglichen. Die Auszubildenden befinden sich dabei von Beginn an in einem Ausbildungsverhältnis und erhalten eine Ausbildungsvergütung. Sie besuchen im Jahr „0“ an drei Tagen die BBS Wechloy und werden an zwei Tagen in den Betrieben ausgebildet. Ergänzend dazu werden die Auszubildenden durch den Verein pro:connect bei Problemen im Alltag unterstützt und beraten. Ziel des Projektes ist die Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen, die Vermeidung von Brüchen in der Berufs- und Lebensplanung sowie die berufliche Integration durch Sprache. Die Stärkung des Miteinanders in den Klassen durch gemeinsamen Unterricht in der dualen Ausbildung wird durch das Projekt initiiert. Im bisherigen Projektzeitraum konnten ca.120 Geflüchtete an das duale Ausbildungssystem herangeführt und 38 Ausbildungsverträge erfolgreich abgeschlossen werden. In Corona-Zeiten erfolgt die Beschulung mittels digitalem Lernmanagementsystem Moodle. Austausch, Beratung und Unterstützung erfolgen durch Videokonferenzen im Verbund und individuell mittels BigBlueButton (Videotool). Die technische Ausstattung wurde bei Bedarf durch die BBS Wechloy oder den Betrieb zur Verfügung gestellt.
SPATS e.V., Hannover
(Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen hält zusammen“)
Unter dem Dach des SPATS e.V. (Solidarisch-Präventiv-Attraktiv-Tatkräftig-Sozial) haben sich fünf Einrichtungen zusammengeschlossen: das Na-Du Kinderhaus, der Stadtteilbauernhof, der Nachbarschaftsdienstladen, das Projekt Wohnzufriedenheit und das Senior*innen-Aktiv-Zentrum. Das Besondere ist, dass der SPATS e.V. das Zusammenleben im Stadtteil lebendig gestaltet, Menschen aller Altersgruppen anspricht, einbindet und zusammenführt. In der Corona-Pandemie entschieden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SPATS e.V. dafür, präsent zu bleiben. Sie blieben vor Ort, waren und sind oft die einzigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und entwickelten niedrigschwellige sowie zielgruppenspezifische Angebote. Beispielhaft ist der „Mittagstisch@home“ des NaDu Kinderhauses zu nennen, bei dem Familien wöchentlich kostenlos ein vollwertiges Mittagessen erhielten oder das „Rollende Regal“, bei dem ein Regal mit Büchern, Spielen und Beschäftigungsanregungen sowie verpacktes Obst und Gemüse für Kinder bereitgestellt wurde. Der Stadtteilbauernhof organisierte unter anderem tägliche Spaziergänge mit zwei Kindern und gegebenenfalls Tieren (Esel, Pony) oder Spiele für den gesamten Stadtteil am Zaun des Außengeländes. Für den Nachbarschaftsdienstladen nähten Migrantinnen ehrenamtlich Mund-Nasen-Masken und das Projekt Wohnzufriedenheit führte zum Beispiel auf Rundgängen Kurzberatungen zu Mietangelegenheiten durch. Eine Briefaktion in mehreren Sprachen an 80 Seniorinnen und Senioren fand beispielsweise im Senior*innenAktivZentrum statt.
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erstellt am:
12.10.2021