Niedersachsen klar Logo

Follow Up-Veranstaltung der „Werkstatt Frauen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte"

Herausforderungen und Lösungsansätze bei der Integration von Migrantinnen in Niedersachsen



Am 07.10.2021 fand die Follow Up-Veranstaltung der "Werkstatt Frauen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte" statt. Das Event war als Hybridveranstaltung erstmals einem Publikum vor Ort und zeitgleich via Live-Stream einem bereiteren Publikum an den Bildschirmen zugänglich.


In seinem Grußwort hob Ministerpräsident Weil hervor, dass Frauen als „Vermittlerinnen“ zwischen Kulturen, für den sozialen Zusammenhalt und bei der Integration ihrer Familien eine entscheidende Rolle inne hätten. Und auch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Annette Widmann-Mauz stellte in ihrer Keynote fest, dass ohne Frauen kein Staat und auch keine Integration zu machen sei und sie deshalb bei der Integration im Fokus stehen sollten.


Auf dem Podium diskutierten anschließend Sozialministerin Daniela Behrens, Maryam Mohammadi von Niedersächsischen Flüchtlingsrat, Ramona Hummitzsch von der Bundesagentur für Arbeit und Tatjana Becker, Teilnehmerin am Mentoringprogramm „Politfix“ zu Fragen wie: Wie kann der berufliche Ein- und Aufstieg von Migrantinnen gefördert werden? Welche Barrieren gilt es bei der Sprachvermittlung zu überwinden? Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die Integrationsarbeit ausgewirkt?


Die drei Dialogrunden starteten jeweils mit einem Videoimpuls:

  • Der erste Impuls zum Thema Sprachvermittlung gab Einblicke in die Praxis aus dem „MiA-Modellprojekt: Migrantinnen einfach stark im Alltag“ der Volkshochschule Meppen.
  • In das Thema Arbeit & Beruf führte der zweite Impuls des Projektes „Auf dem Weg: Durch soziales Engagement in den Arbeitsmarkt“ des SOS Mütterzentrums Salzgitter ein.
  • Der dritte Impuls zum Thema Aktive Teilhabe gab das Frauen Empowerment Programm „Blütezeit“ der Föderation türkischer Elternvereine in Niedersachsen e.V.

Im Anschluss an die drei Videos diskutierten die Podiumsteilnehmerinnen die Situation der Migrantinnen sowie Handlungsbedarfe und Maßnahmen gemeinsam mit dem Publikum. Dabei wurde schnell klar: Insbesondere die Sprachvermittlung spielet eine äußerst wichtige Rolle und muss weiterhin verstärkt in den Blick genommen werden. Die Corona-Pandemie und ihre Einschränkungen haben die Menschen in der Integrationsarbeit zurückgeworfen. Es muss daher weiterhin intensiv im Hinblick auf die Chancen und Bedarfe der Migrantinnen gemeinsam angepackt werden.

Ministerin Behrens fasste in ihrem Fazit zusammen, dass für sie Teilhabe, Begegnungen und soziale Kontakte von besonderer Bedeutung bei der Integration seien. Durch die Förderung von Begegnungen von Menschen könne zudem Alltagsrassismus entgegen gewirkt werden. Zukünftig stünden für sie Themen wie Stärkung der sozialen Teilhabe und Integration in den Arbeitsmarkt sowie die Anerkennung von Berufsabschlüssen im Fokus ihrer Arbeit. Als Frauenministerin empfinde sie es zudem als ihre Aufgabe, Frauen insgesamt in der Gesellschaft sichtbarer zu machen.


Die Veranstaltung wurde von Minou Amir-Sehhi moderiert.


Den kompletten Mitschnitt der Veranstaltung können Sie sich im Folgenden ansehen.


 
 
 
 
 
 
 
 
 

Sehen Sie hier eine Zusammenfassung der Veranstaltung (17 Min.)

Integrationspreis 2021: Integration in Zeiten von Corona

Integration in Zeiten von Corona – Weil und Schröder-Köpf ehren die Preisträgerinnen und Preisträger des Niedersächsischen Integrationspreises 2021



Ministerpräsident Stephan Weil und die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Doris Schröder-Köpf, haben am 11. Oktober 2021 gemein­sam mit der Jury den Niedersächsischen Integrationspreis 2021 verleihen. Der Preis steht unter dem Motto „Integration in Zeiten von Corona“ und ist mit insgesamt 24.000 Euro (vier Mal je 6.000 Euro) dotiert; er wird in diesem Jahr zum zwölften Mal vergeben. Die Bündnisse „Niedersachsen packt an“ und „Niedersachsen hält zusammen“ zeichneten zudem jeweils eine Preisträgerin beziehungsweise einen Preisträger mit einem Sonderpreis aus und unterstützen deren Engagement mit einem Preisgeld in Höhe von ebenfalls je 6.000 Euro. Das Bündnis „Niedersachsen packt an“ vergab seinen Sonderpreis bereits zum sechsten Mal, während das im Jahr 2020 gegründete Bündnis „Niedersachsen hält zusammen“ erstmals einen Preis vergeben hat. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen eines Festaktes ab 19 Uhr im Alten Rathaus in Hannover mit rund 150 geladenen Gästen. Die Veranstaltung wurde von Jan Egge Sedelies moderiert.

Mit der Wahl des Mottos „Integration in Zeiten von Corona“ knüpften Ministerpräsident Weil und die Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Schröder-Köpf, direkt an die bisherige Arbeit der beiden Bündnisse „Niedersachsen packt an“ und „Niedersachsen hält zusammen“ an.

Die Corona-Pandemie habe in vielen Bereichen Spuren hinterlassen, auch in der Integrationsarbeit, so Ministerpräsident Stephan Weil: „Wichtige Anlaufstellen und Treffpunkte wurden vorübergehend geschlossen – statt um Integration ging es plötzlich mehr um Isolation. Doch in der Krise haben wir auch starken Zusammenhalt und großes Engagement erlebt. Das zeigt sich beim diesjährigen Integrationspreis, für den rund 200 Bewerbungen eingegangen sind. Viele niedersächsische Vereine, Verbände, Initiativen, Stiftungen, Schulen und Kindergärten haben sich trotz oder gerade wegen der Corona-Pandemie besonders engagiert, vor allem auch für Kinder und Jugendliche, die besonders unter den Auswirkungen der Pandemie zu leiden hatten. Es wurden digitale Brücken gebaut, Aktionen und Angebote nach draußen verlagert – vom „Rollenden Regal“ mit Büchern, Spielen und Obst bis hin zu Podcast- und Videoproduktionen. In Zeiten von Abstand und Distanz wurden Mittel gefunden und Wege geschaffen für Gemeinschaft und Nähe. Allen Engagierten gilt mein herzlicher Dank, den Preisträgerinnen und Preisträgern zudem mein herzlicher Glückwunsch!“

Der Niedersächsischen Landesregierung ist es ein wichtiges politisches Anliegen, die vielfältigen Potentiale der von der Jury ausgewählten Vereine, Initiativen etc. mit dem Niedersächsischen Integrationspreis auszuzeichnen. Diese stehen gleichzeitig stellvertretend für viele Akteurinnen und Akteure mit ähnlichen Projekten.

Ein wesentliches Ziel des Niedersächsischen Integrationspreises ist es, gute Projekte und Ansätze öffentlich zu machen und gleichzeitig dazu zu ermuntern, derartigen Beispielen zu folgen und neue Ideen zu entwickeln. Aus diesem Grund gibt es eine eigene neu erstellte Website. Unter www.niedersächsischer-integrationspreis.de sind alle eingereichten Projekte der Jahre 2018 bis 2021 auf einer interaktiven Niedersachsenkarte dargestellt. Zudem bietet die Website weitere Informationen zum Integrationspreis, wie zum Beispiel Jurymitglieder, Pressemitteilungen, Ausschreibungsflyer sowie Videoclips zu den Projekten der Preisträgerinnen und Preisträger.


Niedersächsischer Integrationspreis 2021


Die Jury

Neben Doris Schröder-Köpf gehören in diesem Jahr zur Jury: Prof. Dr. Melanie M. Brinkmann, Virologin und Professorin an der Technischen Universität Braunschweig, Eliah Sakakushev-von Bismarck, Direktor der Villa Seligmann, Nariman Hammouti, Vorsitzende des Vereins „Deutscher Soldat e.V.“, Sabina Kaluza, Künstlerin und Präsidentin des „KreativRegion e.V.“, sowie die Bürgermeister Witali Bastian, Bürgermeister der Gemeinde Molbergen und Frank Seidel, Bürgermeister der Gemeinde Weyhe.


Die Preisträgerinnen und Preisträger


AWO Freizeit- und Begegnungsstätte „Frisbee“, Oldenburg

Die AWO Freizeit- und Begegnungsstätte „Frisbee" steht Kindern und Jugendlichen seit Jahren mit einem Angebot im Bereich Freizeit, Bildung und Betreuung zur Seite. „Frisbee“ versteht sich in erster Linie als sozialpädagogische Einrichtung mit qualifizierter pädagogischer Präsenz und Betreuung der jungen Leute. Im Projekt „Frisbee“ gibt es ein Tonstudio zur Nutzung für junge Menschen, die im Stadtteil leben. In der Corona-Pandemie startete das Projekt mit dem Motto „Auf die Bühne-Fertig-Los!“. Hier wird Interessierten die Möglichkeit gegeben, ihre Talente auf einer Bühne zu präsentieren und nach entsprechender Bearbeitung im Tonstudio in den sozialen Netzwerken hochzuladen. Präsentiert werden kann nicht nur Musik, sondern beispielsweise auch Poetry Slam, Zauberei, Tanz oder Comedy. Die Verantwortlichkeit und Anleitung des Tonstudios teilen sich vier junge Erwachsene mit Zuwanderungsgeschichte, die Stammbesucher der Einrichtung sind, und die sich in ihrer Freizeit gerne im Musikbereich engagieren. Die Künstlerinnen und Künstler bekommen positives Feedback zu ihren Produktionen und können so auch neue Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen – Integration findet in Peergroups statt.




Grundschule Bad Münder, Hameln-Pyrmont

Seit März 2020 senden die Kinder der Grundschule Bad Münder – anfangs täglich, später dann wöchentlich – den „Miteinander-Podcast“. Ziel des Podcasts ist es, die Schulgemeinschaft fortbestehen zu lassen, Kinder und Erwachsene zu informieren und zu unterhalten sowie dem Miteinander eine menschliche Stimme zu geben. Bestandteil des Sendungsformats sind verschiedene Rubriken. Seit Beginn des laufenden Schuljahres lautet das Format „Wir sind Kinder einer Welt“. In jeder Produktion stellen die Kinder der Redaktion ein Land mit Geräuschen, Musik und kurzen Beschreibungen vor, bevor sie dann einen Erwachsenen interviewen, der speziell die Situation der Kinder in diesem Land beschreibt, zu dem Thema, wie Schule und Leben in Zeiten von Corona bewältigt werden. Ebenso haben sich im Podcast bereits Bundespräsident Steinmeier, Landtagspräsidentin Andretta und Ministerpräsident Weil mit einer Mut-Mach-Botschaft gemeldet. Pro Podcast-Folge sind es ca. 700 Hörerinnen und Hörer; die Beiträge sind zusätzlich auch auf dem Regionalsender radio aktiv in der Sendung Lollipop zu hören.



KRASS e.V. vor Ort Lüneburg – Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche, Lüneburg

KRASS e.V. ist ein Verein kultureller Bildung für Kinder und Jugendliche. Das Team KRASS e.V. vor Ort in Lüneburg besteht aus Kunsttherapeuten, Kunst- Theater- und Tanz-Pädagogen sowie ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern – einige von ihnen selbst mit Zuwanderungsgeschichte. Ab März 2020 waren aufgrund der Coronakrise Gruppenangebote nicht mehr möglich, weshalb ein alternatives Konzept erstellt worden ist. Ziel ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht alleine zu lassen und ihnen eine andere Möglichkeit für kreatives Miteinander zu bieten. Es wurden wöchentlich Videos mit künstlerischer Anleitung per Handy erstellt (zum Beispiel das Malen von Krafttieren oder das Mittanzen in der Hip-Hop-Gruppe), um die Kinder zum Mitmachen zu motivieren. Außerdem wurden Materialpakete an die Kinder ausgeteilt, bis an vier Standorten wieder wöchentlich Kurse mit kleinen Gruppen angeboten werden konnten. Darüber hinaus wurde während des zweiten Lockdowns ein You-Tube-Kanal als Plattform des Austausches, der Anregung und der virtuellen Begegnung gestaltet sowie als Chance, Integration in einer neuen Form zu erleben. Durch Sachspenden konnten einzelnen Kindern Leihendgeräte zur Kommunikation zur Verfügung gestellt werden. Mit den zahlreichen Angeboten werden regelmäßig ca. 100 Kinder und Jugendliche erreicht.



Migrationsbeirat der Stadt Osnabrück, Osnabrück

Auf Impuls und Grundlage des Migrationsbeirates wurde im Stadtrat Osnabrück ein kommunalpolitisch orientiertes Mentoringprojekt für interessierte Migrantinnen und Migranten beschlossen. Die Verwaltung entwickelte in Kooperation mit dem Migrationsbeirat und mit Unterstützung der im Rat vertretenen Fraktionen ein Konzept mit dem Titel „DEMOKRATIE. MACHT. INTEGRATION“, welches mit dem Ziel startete, Interessierte für eine Kandidatur bei der Kommunalwahl im September 2021 oder für eine Mitarbeit im Migrationsbeirat zu gewinnen. Es fanden sich 60 Bewerberinnen und Bewerber sowie 19 Mentorinnen und Mentoren, die an dem Mentoringprojekt teilnehmen wollten. Aufgrund der Corona-Pandemie erfolgte das Mentoring-Programm nicht wie geplant in Präsenzveranstaltungen, sondern die Mentees lernten das kommunalpolitische Alltagsgeschäft in Einzelgesprächen, Online-Fraktionsveranstaltungen sowie Ausschuss- und Ratssitzungen kennen. Die Verwaltung und der Migrationsbeirat begleiteten die Akteurinnen und Akteure mit Informationen und Hinweisen zu den Veranstaltungen. Neben Inhouse-Workshops für die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen wurden auch in digitaler Form zahlreiche Fortbildungsangebote von Bildungsträgern zu Demokratiekompetenz und politischer Partizipation angeboten.



Kooperation der BBS Wechloy, der IHK Oldenburg und des pro:connect e.V. der Stadt Oldenburg, Oldenburg

(Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen packt an“)

Integration findet in der BBS Wechloy in der dualen Ausbildung und in den Berufseinstiegsklassen statt und ist fester Bestandteil des Schulprogramms zur Förderung der sozialen und interkulturellen Kompetenzen. Bei dem Modellprojekt „Ausbildung 1+2 – starten mit Erfolg“, einer Kooperation der BBS Wechloy, der IHK Oldenburg und des pro:connect e.V., wird für die Zielgruppe junger Geflüchteter den 2-jährigen Ausbildungsberufen Verkäufer/in und Fachlagerist/in ein „Jahr 0“ vorgeschaltet, um intensive Sprachförderung, Sprachentwicklung, Rechenunterricht, Kulturelle Bildung sowie Vermittlung von Fachvokabular zu ermöglichen. Die Auszubildenden befinden sich dabei von Beginn an in einem Ausbildungsverhältnis und erhalten eine Ausbildungsvergütung. Sie besuchen im Jahr „0“ an drei Tagen die BBS Wechloy und werden an zwei Tagen in den Betrieben ausgebildet. Ergänzend dazu werden die Auszubildenden durch den Verein pro:connect bei Problemen im Alltag unterstützt und beraten. Ziel des Projektes ist die Vermeidung von Ausbildungsabbrüchen, die Vermeidung von Brüchen in der Berufs- und Lebensplanung sowie die berufliche Integration durch Sprache. Die Stärkung des Miteinanders in den Klassen durch gemeinsamen Unterricht in der dualen Ausbildung wird durch das Projekt initiiert. Im bisherigen Projektzeitraum konnten ca.120 Geflüchtete an das duale Ausbildungssystem herangeführt und 38 Ausbildungsverträge erfolgreich abgeschlossen werden. In Corona-Zeiten erfolgt die Beschulung mittels digitalem Lernmanagementsystem Moodle. Austausch, Beratung und Unterstützung erfolgen durch Videokonferenzen im Verbund und individuell mittels BigBlueButton (Videotool). Die technische Ausstattung wurde bei Bedarf durch die BBS Wechloy oder den Betrieb zur Verfügung gestellt.





SPATS e.V., Hannover

(Sonderpreis des Bündnisses „Niedersachsen hält zusammen“)

Unter dem Dach des SPATS e.V. (Solidarisch-Präventiv-Attraktiv-Tatkräftig-Sozial) haben sich fünf Einrichtungen zusammengeschlossen: das Na-Du Kinderhaus, der Stadtteilbauernhof, der Nachbarschaftsdienstladen, das Projekt Wohnzufriedenheit und das Senior*innen-Aktiv-Zentrum. Das Besondere ist, dass der SPATS e.V. das Zusammenleben im Stadtteil lebendig gestaltet, Menschen aller Altersgruppen anspricht, einbindet und zusammenführt. In der Corona-Pandemie entschieden sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des SPATS e.V. dafür, präsent zu bleiben. Sie blieben vor Ort, waren und sind oft die einzigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und entwickelten niedrigschwellige sowie zielgruppenspezifische Angebote. Beispielhaft ist der „Mittagstisch@home“ des NaDu Kinderhauses zu nennen, bei dem Familien wöchentlich kostenlos ein vollwertiges Mittagessen erhielten oder das „Rollende Regal“, bei dem ein Regal mit Büchern, Spielen und Beschäftigungsanregungen sowie verpacktes Obst und Gemüse für Kinder bereitgestellt wurde. Der Stadtteilbauernhof organisierte unter anderem tägliche Spaziergänge mit zwei Kindern und gegebenenfalls Tieren (Esel, Pony) oder Spiele für den gesamten Stadtteil am Zaun des Außengeländes. Für den Nachbarschaftsdienstladen nähten Migrantinnen ehrenamtlich Mund-Nasen-Masken und das Projekt Wohnzufriedenheit führte zum Beispiel auf Rundgängen Kurzberatungen zu Mietangelegenheiten durch. Eine Briefaktion in mehreren Sprachen an 80 Seniorinnen und Senioren fand beispielsweise im Senior*innen­Aktiv­Zentrum statt.

5 Jahre Soccer Refugee Coach

Am Samstag, den 25. September, feierten wir gemeinsam mit dem LandesSportBund Niedersachsen e.V. (LSB), dem Niedersächsischen Fußballverband e.V. (NFV) und zahlreichen Projektteilnehmenden 5 Jahre Soccer Refugee Coach (SRC).

Anlässlich dieses Jubiläums wurde ein Fußballturnier, der Soccer Refugee Coach Cup, veranstaltet. Der Nds. Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, Reinhard Rawe, Vorstandsvorsitzender des LSB, Sebastian Ratzsch (NFV), Najman Kuri (NFV, Projektkoordinator), Marion Demann (NFV), Imanuel André (SRC-Referent und Ausbilder) und Ainullah Moradi (SRC Teilnehmer) stellten in einer Gesprächsrunde die integrative Kraft des Sportes und des Fußballs im Speziellen heraus.

Zu sehen sind drei Personen, die sich unterhalten. Bildrechte: NFV|LSB
v.l.n.r. Marion Demann, Ainullah Moradi, Boris Pistorius

„Zu unserer Zeit kannten wir das Wort „Integration“ gar nicht, wir integrierten uns, indem wir angefangen haben, Fußball zu spielen. Daraus sind Freundschaften für’s Leben geworden.“, so Minister Boris Pistorius

Reinhard Rawe betonte, es bedürfe Menschen, passender Projekte und der Überzeugung, sich für Menschen jeder Religion und Herkunft einzusetzen. Er nahm Bezug auf die Satzung des LSB Niedersachsen: „Wir wollen Sport für ALLE ermöglichen, Vielfalt fördern und Gemeinschaft stärken!“

„Auch für den NFV hat dieses Projekt eine hohe Bedeutung – deshalb hat das Präsidium sich sehr dafür ausgesprochen, SRC fortzuführen.“, bekräftigte Sebastian Ratzsch.

Ainullah Moradi, SRC-Teilnehmer und Stipendiat des Landes Niedersachsen, kam vor sechs Jahren aus Afghanistan nach Deutschland und wohnt jetzt in Hildesheim. Die Trainer C-Lizenz hat er bereits mithilfe des SRC geschafft und hat jetzt das Ziel, die B-Lizenz zu erwerben. Auf die Frage, was ihn bewegt habe, an dem Projekt SRC teilzunehmen, antwortete er: „Ich möchte zeigen, dass wir uns aktiv beteiligen und Integration aktiv in die Hand nehmen.“

Zu sehen sind zwei Teams, die gegeneinander Fußball spielen. Ein Spieler läuft mit dem Ball auf die Kamera zu. Eine Mannschaft trägt Trikots mit der Aufschrift Bildrechte: NFV|LSB
Nach der Gesprächsrunde ließen verschiedene Standorte des Projektes und ein Inklusions-Team bei bestem Wetter den Ball im Turnier, dem Soccer Refugee Coach Cup, rollen. Gewinner waren am Ende alle, denn es gab für jedes teilnehmende Team zwei von NIEDERSACHSEN PACKT AN, dem NFV und dem LSB Niedersachsen gestiftete Fußbälle.


Reinhard Rawe betonte noch, wie wichtig ihm Nachhaltigkeit sei. Er hoffe, dass „wir den Status eines Projektes verlieren und aktive Teilhabe normale Realität wird“. Außerdem hoffe er auf einen Schneeballeffekt: „Das was hier 5 Jahre im Fußball klappt, sollte auch in vielen anderen Sportarten Einzug halten.“ „Jede Idee lebt von den Menschen, die diese Idee umsetzen.“, unterstrich Minister Pistorius und dankte „allen, die dieses Projekt ermöglicht haben und daran mitwirken.“

Soccer Refugee Coach – ein Projekt mit dem Ziel, geflüchteten Menschen den Zugang zum Aus- und Fortbildungssystem des Fußballs zu erleichtern und die Teilhabe vor Ort im Verein zu ermöglichen. Dabei werden in praxisorientierten Lehrgängen an inzwischen 20 Standorten die Grundlagen des Fußballtrainings in einfacher Sprache vermittelt. Die Lehrgänge sind zertifiziert und dienen als Vorstufe für eine Trainer-C-Ausbildung.

Seit 2019 gibt es auch entsprechende Lehrgänge für Mädchen und Frauen oder auch gemischte Lehrgänge. Marion Demann vom NFV engagiert sich für die Gewinnung von Mädchen und jungen Frauen mit Zuwanderungsgeschichte – für das Projekt SRC „und auch für die ehrenamtliche Arbeit in den Vereinen.“


Mit viel Spaß und Freude erlernen die Teilnehmenden die spezifischen Begriffe im Fußball, schließen Freundschaften, stärken ihr Selbstbewusstsein und ihre Rolle als aktive Gestalter. Ein positiver Nebeneffekt: die Vereine gewinnen wichtige ehrenamtliche Helfer:innen!

NFV-Präsident Günter Distelrath resümiert in der zum Jubiläum veröffentlichten Broschüre: „20 Standorte, 29 Lehrgänge, 419 Teilnehmer:innen und viele schöne Momente, ganz nach dem Motto: EIN BALL VERBINDET.“

In 2017 wurde erstmals ein Soccer Refugee Coach Cup veranstaltet. Robert Gräfe vom LSB Niedersachsen stellt heraus, dass es bei dem Fußballturnier vordergründig zwar um Fußball gehe, mit dem Turnier würde darüber hinaus aber auch ein notweniger Raum für Austausch entstehen.

Auch während der Einschränkungen aufgrund der COVID-19-Pandemie waren die Projektverantwortlichen nicht untätig: in 2021 wurden erstmals Online-Trainerseminare für Lehrgangsteilnehmende durchgeführt und eine Fußball-Wörterbuch-App entwickelt.

Weitere Informationen zu den Soccer Refugee Coaches finden Sie hier.

Das Projekt Soccer Refugee Coach hat im Rahmen unseres Video-Wettbewerbs „Erfolgsgeschichten aus Niedersachsen“ 2020 den ersten Preis in der Kategorie „Gesellschaftliche Teilhabe“ gewonnen. Der Gewinn wurde im Rahmen dieser Veranstaltung verwendet. Das Gewinnervideo können Sie hier schauen.

Grünkohl mit Pita - Der Podcast von NIEDERSACHSEN PACKT AN

Folge 8 mit Mohammed Nouali: Couscous, Katzenorakel und Ermutigung durch Sport


Mohammed Nouali ist Volleyballer und Basketballer durch und durch. Außerdem kann er sehr gut mit Menschen umgehen. Davon profitiert der Sozialarbeiter sowohl in seinem Hauptberuf als Flüchtlingsberater für Asyl e.V., als auch in seinem Ehrenamt als Integrationshelfer beim MTV48 Hildesheim. Für sein Engagement hat der gebürtige Marokkaner den #Integrationspreis des Landes Niedersachsen erhalten.

1992 ging Mohammed Nouali als Student aus Marokko nach Deutschland. Der Anfang in Hannover war sehr schwierig für ihn. Heute nutzt der 52-Jährige seine persönlichen Erfahrungen, um Geflüchteten auf dem Weg in die Einwanderungsgesellschaft zu begleiten. Der Integrationshelfer erzählt, wie Sport die Teilhabe fördern kann, einfach weil er Spaß macht, warum er selbst das erste halbe Jahr nach seiner Ankunft in Zügen geschlafen hat und welche Rolle eine Katze bei seiner Wohnungssuche spielte.

Hören Sie die neue Folge gleich hier:

zum Seitenanfang
zur mobilen Ansicht wechseln